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Die geworfene Münze

Rezensionsexemplar 

 

Autor: Tyron Tailor

Verlag: selfpuplish

Erscheinungsdatum: 28.11.2019

ISBN: B0825D5WDF

Seitenanzahl: 419 Seiten

Inhaltsangabe: (Von Tyron Tailor)

Lehnt euch entspannt zurück und schließt die Augen. Macht euch frei von aller Last und flieht mit mir weit zurück in die Vergangenheit. Der Nebel der Geschichte lichtet sich und eure Augen erblicken das Hochmittelalter. Eine finstere, brutale, von Standesdünkel behaftete Epoche und doch von Liebe erfüllt...

In jenen Tagen lebt Matthias, ein junger Schmied aus dem Dorf Wartenbach im Herzogtum Schwaben, in Angst um seine kleine Tochter Agnes, als eine bewaffnete Reiterschar den Ort überfällt. Sie ist alles, was ihm blieb, nachdem seine Frau und sein Sohn verstorben waren. Er macht sich auf die Suche nach ihr...

Zur gleichen Zeit wehrt sich Isabeau, die junge Gräfin von Wartenstein, gegen die Nachstellungen ihres widerwärtigen Schwagers. Nachdem sich ihr Gemahl dem Kreuzzug ins Heilige Land angeschlossen hat, glaubt er mit ihr ein leichtes Spiel zu haben. Niemand auf der Burg eilt ihr zu Hilfe...

Dann treten Ereignissen ein, die das Leben von Matthias und Isabeau völlig auf den Kopf stellen. Sie werfen eine Frage auf: Willst du sterben oder leben, dich dem Schicksal geschlagen geben oder kämpfen?

 


Hallo allerseits!

 

Wieder hat ein historischer Roman mein Interesse geweckt. Durch mein Hobby beschäftige ich mich selbst viel mit dem Mittelalter, gerade das 13.-14. Jahrhundert hat es mir wirklich angetan, zwei Jahrhunderte, in denen so viel im Wandel war und sich so viel entwickelt hat, was unser Bild vom "finsteren Mittelalter" eigentlich nicht bewahrheitet. Doch ich schweife ab, zurück zum eigentlichen Thema. Dieses Vorwissen macht mich immer neugierig auf Romane, die gerade in dieser Zeit spielen, doch habe ich natürlich auch hohe Ansprüche an diese Geschichten. Zu hohe vielleicht.

 

Die Geschichte an sich ist wirklich spannend, die Idee simpel und doch immer wieder interessant. Eine junge, in Ungnade gefallene Adlige muss sich einem fiesen Verwandten gegenüber stellen, der ihr natürlich direkt ans Hemd möchte (ein weiteres, sehr unschönes Vorurteil. Auch Frauen waren durchaus damals von Bedeutung und gerade Adlige genossen einen gewissen Respekt, wenn auch in anderem Ausmaße als heute). Durch einen merkwürdigen Zufall wird sie schließlich von einem ihrer Untergebenen gerettet, der bereitwilligen einen Eid geschworen hatte, die junge Frau mit seinem Leben zu beschützen und eine Reise durch die halbe Welt mit ihr anzutreten. Etwas Liebe darf natürlich auch nicht fehlen, die dieses Mal im so krassen Gegenteil zur Grausamkeit des vierten Kreuzzugs in geheiligte Land steht.

 

Zuallererst muss man dem Autor einfach zu gestehen, dass er gerade die politischen Geschehnisse und die historischen Persönlichkeiten wirklich gewissenhaft recherchiert hat. Ein ausgiebiges Glossar am Ende des Buches verweist auf die verschiedenen Charaktere und auch teilweise Begriffe, die man vielleicht heute nicht mehr so versteht. Auch werden Dinge wie der Kreuzzug oder die Machtgier der verschiedenen Adligen nicht geschönt und nicht jeder Ritter ist ein "Märchen-Ritter" wie man ihn kennt. Dafür hapert es gelegentlich an Dingen wie Kleidung oder Rüstung, die schlicht und ergreifend nicht richtig sind. So werden Rüstungen genannt, die es zu dieser Zeit noch nicht gab oder einfach verschiedene Epochen miteinander verwoben. Alles Kleinigkeiten, die vermutlich nur mich als Geschichtsaffinen Menschen stören.

 

Die Charaktere an sich sind gut beschrieben, erleben aber in meinen Augen keine wirklich Entwicklung mit oder sind wankelmütig. So wird das Kind Marie, das Isabeau und Matthias aufsammeln erst von Milde und Güte getrieben, dann stumpft sie immer mehr ab um dann an Gott zu zweifeln und schließlich doch wieder zu ihren eigentlich Grundsätzen zurück zu finden. Und gerade gegen ihre Abgestumpftheit und ihre Zweifel an Gott unternehmen ihre Zieheltern nichts, sondern ignorieren es geflissentlich. Schade, da hätte ich mir mehr gewünscht. Die Gräfin Isabeau hingegen entwickelt sich nur bis zu dem Punkt, dass sie Matthias nicht mehr als Gesindel ansieht und danach nicht weiter.

 

Der Schreibstil ist zeitweise etwas zäh, gerade die Dialoge machten mir es ein wenig schwer, ihnen zu folgen. Auch das ständige Einstreuen realer Personen macht es teilweise ein wenig trocken (Franz von Assisi wäre nicht nötig gewesen). Zudem hatte die Geschichte immer wieder repetitive Erlebnisse (so reisen sie immer bis zu einem gewissen Punkt um dann wieder überfallen zu werden. Oder gehen zwei Mal mit ihrem Schiff unter). Dennoch wechseln sich die Landschaften ab und man lernt ständig eine Fülle neuer Charaktere kennen. Wenn man historische Bücher mag, die gut recherchiert sind und man kein Problem mit ständig wechselnden Nebenfiguren hat, dann ist man mit diesem Buch gut beraten. Ich, für meinen Teil, habe mich recht gut unterhalten gefühlt, trotz des ein oder anderen Mängels. 


Eure Steffi

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