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Ein Traum vom Glück

Rezensionsexemplar 

 

Autor: Eva Völler

Verlag: Lübbe

Erscheinungsdatum: 27.03.2020

ISBN: 9783785726709

Seitenanzahl: 464 Seiten

Inhaltsangabe: (Von lesejury)

Essen 1951: Nach der Flucht aus der Kriegshölle Berlin hat die junge Katharina Unterschlupf bei der Familie ihres verschollenen Mannes gefunden. Aber das Zusammenleben mit der barschen, zupackenden Schwiegermutter auf engem Raum fällt der lebenshungrigen Frau schwer. Sie will ein besseres Leben für sich und ihre beiden Töchter. Mit trotziger Entschlossenheit versucht sie, ihrem ärmlichen Umfeld zu entfliehen. Doch dann begegnet sie dem traumatisierten Kriegsheimkehrer Johannes … 

 


Hallo allerseits!

 

Es gibt manchmal Bücher, die liest man und am nächsten Tag hat man sie schon wieder vergessen. Und es gibt Bücher, bei denen fängt man zu Lesen an und von Jetzt auf Gleich ist man zwischen den Seiten gefangen. Man erkennt sich in einigen Charakteren, Gedanken, Aussagen oder Szenen wieder und nach und nach verliert man sich darin. Manchmal ist das vorhersehbar, manchmal kommt es gänzlich unerwartet. Wie zum Beispiel dieses Buch von Eva Völler mich völlig überrumpelt hat.

 

Als Bewohnerin Nordrhein-Westfalens kenne ich mich ein wenig mit dem Ruhrpott aus, einige meiner Freunde leben dort. Ich kenne das "Ruhr-Platt" (einige Begriffe sind wie im ostfriesisch Platt, was ich ja durch meinen Mann kenne - das darf er aber nie hören, das ich das miteinander vergleiche) und ich kenne mich durch meinen Großvater ein wenig mit dem Bergbau aus. Alles Sachen, die in diesem Roman aufgegriffen werden.

 

Das Setting in einem zerstörten Nachkriegsdeutschland ist bedrückend und gleichzeitig so voller Hoffnung. All die Träume, die sich entwickeln, all die Errungenschaften, die wieder ihren Weg in die Häuser finden, wie zum Beispiel Kühlschränke oder Toiletten mit fließender Wasserspülung. Und dazwischen eine junge Frau, die versucht, sich ein neues, besseres Leben aufzubauen um ihren Kindern eine bessere Zukunft liefern zu können und ein Spätheimkehrer aus russischen Kriegsgefangenenlagern, der sich nach und nach ins Leben zurück kämpfen muss. Und zwischen diesen beiden steht die Schwiegermutter, die ihren totgeglaubten Sohn, Katharinas Mann, nicht aufgeben will und versucht die Familie zusammen zu halten. 

 

Eine spannende Konstellation, die einen vollkommen in den Bann zieht. Der Schreibstil ist so bequem, dass lange Stunden am Stück lesen gar kein Problem sind. Eva Völler schafft es die Situationen sehr bildlich zu beschreiben, sodass man gut in die Geschichte abtauchen kann. Ab und zu werden noch wissenswerte Details, kleine Geschichtsfakten, eingestreut, die aber zu keinem Zeitpunkt den Lesefluss stören. Sie sind wohldosiert, sodass sie nicht die Handlung überschatten.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet, gerade die manchmal etwas strengwirkende Schwiegermutter Mine hat es mir angetan. Ich finde sie so erfrischend ehrlich und pragmatisch, dass ich sie nie zu harsch oder unfreundlich fand. Katharina hingegen hat es mir manchmal wirklich schwer gemacht, sie zu mögen. Ihre Träume waren für mich zu hoch gesteckt, ihr Verhalten teilweise zu wankelmütig. Eigentlich das komplette Gegenteil zu Johannes, der so liebevoll, treu und tapfer ist, trotz allem was er erlebt hat.

 

Alles in allem eine tolle Geschichte, die mich zum lachen aber auch zum Weinen gebracht hat. Es war ein vollkommen anderes Setting, als ich normalerweise lese, aber gerade das hat es für mich so spannend gemacht. Im Spätsommer soll auch schon der zweite Teil "Ein Gefühl von Hoffnung" erscheinen. Den Weg in mein Bücherregal findet es bestimmt.

 


Eure Steffi

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