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Vardo - Nach dem Sturm

Rezensionsexemplar 

 

Autor: Kiran Millwodd Hargrave

Verlag: Diana

Erscheinungsdatum: 02.03.2020

ISBN: 9783453292369

Seitenanzahl: 432 Seiten

Inhaltsangabe: (Von lovelybooks)

Vardø, Norwegen am Weihnachtsabend 1617. Maren sieht einen plötzlichen, heftigen Sturm über dem Meer aufziehen. Vierzig Fischer, darunter ihr Vater und Bruder, zerschellen an den Felsen. Alle Männer der Insel sind ausgelöscht – und die Frauen von Vardø bleiben allein zurück.

Drei Jahre später setzt ein unheilvoller Mann seinen Fuß auf die abgelegene Insel. In Schottland hat Absalom Cornet Hexen verbrannt, jetzt soll er auf Vardø für Ordnung sorgen. Ihn begleitet seine junge norwegische Ehefrau. Ursa findet die Autorität ihres Mannes aufregend und hat zugleich Angst davor. Auf Vardø begegnet sie Maren und erkennt in ihr etwas, das sie noch nie zuvor erlebt hat: eine unabhängige Frau. Doch für Absalom ist Vardø nur eins - eine Insel, die von Gott verlassen wurde und die er von teuflischer Sünde befreien muss.

 


Hallo allerseits!

 

Viele schieben Hexenverbrennungen ins tiefste Mittelalter, doch seinen Höhepunkt hatte diese Grausamkeit im 17. Jahrhundert, als überall, sogar in nach Amerika, Frauen der Hexerei angeklagt und verbrannt worden. Ein Thema, das bei mir gleichermaßen Ehrfurcht, wie auch Interesse weckt. Die Schmerzen, die diese Frauen ertragen haben müssen und die Lächerlichkeit dieser "Verhandlungen" sind heute kaum vorstellbar. Mir war nicht bewusst, dass dieses Thema auch in Skandinavien so heiß gehandelt wurde. Umso interessierter war ich an diesem Roman, der einen Einblick in diese Zeit gewährte. Die Tatsache, dass er auf einer wahren Begebenheit beruht, ließ mir einen Schauer den Rücken hinunter jagen.

 

Die Geschichte um Maren und Ursa, zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, ist spannend und stimmungsvoll erzählt. Die Entwicklung, die beide Frauen durchlaufen, sind bemerkenswert und doch zu keinem Zeitpunkt überzogen. Es wirkt realistisch und nachvollziehbar. Gut gefallen haben mir auch die norwegischen Begriffe, die immer wieder eingestreut wurden. Diese haben die Stimmung noch dichter gemacht und einen noch mehr in die kalten Nächte auf Vardo gezogen.

 

Der Schreibstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Perspektivsprünge zwischen Maren und Ursa sind teilweise schwierig nachzuvollziehen . Ich muss auch für meinen Teil gestehen, dass ich mich schwer tue, wenn die Bücher im Präsens geschrieben sind. Es fällt mir dann teilweise schwerer, der Geschichte zu folgen. Obwohl die Geschichte spannend ist, weist das Buch teilweise Längen auf, Seitenweise passiert nicht viel und ich musste mich richtiggehend motivieren, weiter zu lesen.

 

Die Charaktere sind gut gelungen. Sei es die stolze Kirsten, die eifersüchtige Toril oder selbst der grausame Absalom, jeder hat seine Momente. Viele Handlungsstränge werden am Ende offen gelassen und doch fühlt es sich nicht so an, als würde der Leser allein gelassen. Viel mehr befeuert es die eigene Fantasie. Und ja, das Ende. Schon ab der Mitte des Buches hat man die ungute Ahnung, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Man kann den Sturm, der sich über der kleinen Insel zusammenbraut, als Leser schon quasi riechen. Und doch fühlt es sich richtig an. Ein Happy End hätte zu dieser Art von Geschichte nicht gepasst.

 

Dafür, dass die Autorin sich sonst nur mit Kinderbüchern beschäftigt hat, ist das ein wirklich düsteres und erwachsenes Buch. Es beleuchtet ziemlich gut die Unmenschlichkeit der Hexenverfolgungen und auch ihre Absurdität. Die Missgunst zwischen den Frauen konnte schließlich ihr friedliches Leben zum Einsturz bringen und hat damit die Hexenjagd erst richtig angefacht, ebenso wie Angst vor dem Fremden. Traurigerweise beides Themen, die uns auch in der heutigen Zeit nicht fremd sind.


Eure Steffi

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