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The Girl in the Library: Eine kurze Geschichte von Staub & Papier

Rezensionsexemplar

 

Autor: Kathi Unterberg

Verlag: Bookmundo

Erscheinungsdatum: 28.09.2020

Seitenanzahl: 484 Seiten

Inhaltsangabe: (Von lovelybooks) 

Eine historische Romanze für alle Liebhaber heißen Tees, grimmiger Bibliothekare und romantischer Verstrickungen.
England, 1907: Harriet Parsket, verwöhnte Tochter aus gutem Hause, denkt zum Leidwesen ihrer Mutter nicht daran, jemals eine Ehe einzugehen. Kurzerhand entflieht die forsche Lady nach Oxford. Im Zug jedoch begegnet Harriet ein Fremder, der durchaus geeignet scheint, ihre Pläne ins Wanken zu bringen. Ausgerechnet dieser entpuppt sich als Bibliothekar in jenem für Frauen verbotenen Refugium aus Papier, Leder und Staub, in dem sie als Bursche verkleidet zu arbeiten gedenkt. Harriet ahnt noch nicht, dass ihr Leben von nun an tatsächlich zu dem von ihr ersehnten Abenteuer wird.


Hallo allerseits!

 

Ich las diesen Klappentext und fühlt mich sofort an ein tolles Buch erinnert: Animant Crumbs Staubchronik von Lin Rina. Was sollte da schon schief gehen? immerhin liebe ich das Genre, ich liebe diese Zeit, ich habe eine Schwäche für Bibliotheken und klar, auch für tolle Protagonisten. Eben all das, was mich an Animant so verzaubert hatte, hatte ich mir bei diesem Werk auch erhofft. Aber ihr könnt es sicher schon zwischen den Zeilen erahnen: Ganz so kam es dann doch nicht.

 

Zu Aller erst muss man sagen, dass Kathi Unterberg einen tollen Schreibstil hat. Die Szene erwachen vor dem inneren Auge zu Leben, nichts an den Beschreibungen wirkt übertrieben oder abgehoben, alles ist ziemlich bodenständig und gut nachvollziehbar. Das England der Neuzeit wirkt ziemlich lebendig, von den beeindruckenden Häusern der Oberschicht bis zu dem kleinen Pub in einer Gasse, in der man besser nicht allein des nachts unterwegs wäre. Es liest sich schnell und flüssig, die Sprache ist angemessen und wirkt nie plump.

 

Was es ein bisschen dämpft sind die Charaktere, die für mich alle recht eindimensional bleiben. Keiner der Nebencharaktere springt besonders hervor, alle wirken recht flach. Vom plappernden Dienstmädchen über den generösen Hausherren bis hin zur angeblich exzentrischen Tante, die aber dennoch an den Konventionen klebt, wie alle anderen auch. Doch das größte Manko bleiben die beiden Hauptcharaktere, Harriet Parsket und Geoffrey Holmes. Harriet ist das ganze Buch über ein verwöhntes, egozentrisches Gör, das einfach gerne streitet und Entscheidungen trifft, die man einfach nicht nachvollziehen kann. Sie springt mit den Gefühlen der Menschen um sich herum um, als ob es nichts wäre. Und Geoffrey Holmes auf der anderen Seite, bleibt die ganze Zeit zwielichtige. Seine Motive blieben mir die ganze Zeit über ein Rätsel. Mal will er nie heiraten, dann urplötzlich doch. Mal verachtet er Frauen, doch bei Harriet macht er eine Ausnahme. Man erfährt quasi nichts über ihn. Doch das Schlimmste ist sicher ihr Verhalten untereinander. Ständig liegen sie sich in den Armen, küssen sich und zeigen ihre Zuneigung auf jede erdenkliche Art, aber brauchen fast 300 Seiten um sich einzugestehen, dass sie einander lieben. Ich meine, ich sitze auch gerne bei wildfremden Männern auf dem Schoß...

 

Die Anlehnungen an die Staubchronik sind allgegenwärtig. Für mich wirkte es teilweise wie der Versuch, an den Erfolg dieses Romans anzuknüpfen. Man erkennt einzelne Charaktere wieder, die dann überspitzt dargestellt werden. Die Mutter, die ihre Tochter unbedingt verheiraten will, die Aushilfe in der Bibliothek, der Bruder, der ein unstandesgemäßes Mädchen heiraten will... Doch leider reicht es für mich nicht, dass Harriet mit Animant auf einer Stufe steht.

 


Eure Steffi

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